Die mächtigste Frage im Design-Prozess: Warum?
„Warum?“ ist die mächtigste Frage im gesamten Design-Prozess. Und wenn dich jetzt fragst „Warum?“, solltest du diesen Artikel lesen. Ich erklär’s dir.
„Warum?“ ist die mächtigste Frage im gesamten Design-Prozess. Und wenn dich jetzt fragst „Warum?“, solltest du diesen Artikel lesen. Ich erklär’s dir.
Häufig wird missverstanden, was Design überhaupt ist. Steve Jobs hat einmal gesagt “Design is not just what it looks like. Design is how it works”, was den Nagel ziemlich gut auf den Kopf trifft. Die häufig von Kund*innen getätigte Annahme, Design macht es nur „mal eben schön“, ist weit gefehlt, zumindest wenn es gut werden soll. Denn Design setzt bereits wesentlich früher an und hilft dabei, ein ganz bestimmtes Problem auf möglichst effektive Weise zu lösen. Design ist Problemlösung – immer und ohne Wenn und Aber.
Ein Logo löst das Problem eines entweder komplett fehlenden oder aber unpassenden Markenauftritts (entweder weil nicht für die Zielgruppe passend oder aber weil er nicht zur eigentlichen Markenidentität passt), der Relaunch eines Online-Shops soll die Verkäufe ankurbeln, eine Landingpage soll neue Newsletter-Abonnent*innen gewinnen – Design ist, in egal welches Disziplin, Problemlösung.
Vielleicht denkst du dir jetzt: Wenn Design Problemlösung ist – was soll dann das Problem sein? Was ist, wenn ich gar kein Problem habe, sondern einfach nur ein neues Design will?
Naja, wenn du gar kein Problem hast, das es zu lösen gilt, ist das super. Wenn du aber irgendwie im Hinterkopf an einen neuen Markenauftritt denkst, ein neues Logo oder eine neue Website, dann frag dich einmal: Warum denkst du daran? Irgendetwas an deinen bisherigen Designs muss dich ja stören – sonst würdest du gar nicht den Wunsch nach einem Redesign verspüren. Das kann einfach sein, dass sich deine Marke in der Zwischenzeit völlig geändert hat, die Website offene Fragen bei potentiellen Kund*innen einfach nicht beantwortet oder dein Branding sich einfach nicht mehr nach deiner Marke an anfühlt. Die Gründe können vielschichtig sein, müssen gut erarbeitet werden, damit am Ende ein Design entstehen kann, das dir gefällt und eben auch bestmöglich hilft.
Die Herangehensweise ist dabei nicht in Stein gemeißelt und kann jeder so angehen, wie es in dem Projekt am besten passt. Grundlegend aber empfiehlt es sich, schon zu Beginn eines Projekts zu hinterfragen, warum es überhaupt angegangen werden soll. Warum soll der Markenauftritt gerelauncht werden? Warum soll genau jetzt an einem Relaunch der Marke gearbeitet werden? Warum soll eine neue Website her?
Sich die Fragen zu stellen – und am besten so oft wie möglich –, hilft, am Ende einen wirklichen Grund zu finden. Manchmal muss man dafür tiefer bohren und sich die Fragen mehrfach stellen. Manchmal glaubt man, einen Grund gefunden zu haben, der aber ist gar nicht der eigentliche Grund – der eigentliche Grund liegt noch eine Ebene tiefer vergraben.
Als Unternehmer*in, denke ich, wirfst du nur ungern Geld aus dem Fenster. Und auch wenn mir die Zusammenarbeit mit dir bestimmt super viel Spaß machen wird, ist eine Zusammenarbeit unter falschen Tatsachen leider nichts, was uns beide wirklich glücklich macht. Christian Lindner würde vermutlich sagen: „Lieber kein Design-Projekt als ein falsches Design-Projekt“. Es bringt nichts, wenn wir eine Zusammenarbeit eingehen und beide unseren Kapazitäten dafür aufbringen, wenn wir am Ende feststellen, dass das eigentliche Problem gar nicht gelöst ist.
Um es einmal greifbarer zu machen: Wenn wir an einem ausführlichen Relaunch deiner Website sitzen und uns dabei fest an deine bestehenden Brand Guidelines halten, und am Ende eine Website entsteht, die deine Probleme irgendwie nicht so richtig löst – vielleicht ist die Website an der Stelle dann der falsche Punkt. Vielleicht muss deine Marke überarbeitet werden. Vielleicht ist das Problem gar nicht der „falsche“ Webauftritt, sondern vielleicht ist das Problem ganz einfach, dass deine Marke per se sich weiterentwickelt hat und die Designsprache deiner aktuellen Visual Identity nicht mehr passend ist, weil sie nicht das verkörpert, wofür du mit deiner Marke stehen möchtest. Dann muss vor der Website erst einmal die Marke angepackt werden. Und wenn wir nicht hinterfragen, warum die Website gerelauncht werden soll, dann finden wir die bestmögliche Problemlösung für dich auch nicht.
Haben wir erst einmal den wirklichen Grund gefunden, hört das ständige „Warum?“ nicht auf. Im aktiven Design-Prozess begleitet uns diese Frage ständig. Design-Entscheidungen sollten im Idealfall immer gut begründet sein, um am Ende ein Design zu erhalten, das nicht frei nach Auge zusammengewürfelt wurde, sondern mit Köpfchen erstellt wurde. Im Idealfall erzählt ein Design eine Geschichte und jedes Element im Design dient dazu, die Geschichte bestmöglich zu erzählen und das gesteckte Ziel so bestmöglich zu erreichen.
Vor der Gestaltung einer visuellen Identität sollte die Frage gestellt werden, wofür die Marke eigentlich steht und was sie verkörpern soll. Vor der Gestaltung einer Website sollte die Frage gestellt werden, was die Seite erreichen und vermitteln soll. Vor jeder Design-Entscheidung im Prozess sollte die Frage „Warum?“ beantwortet werden. Das Warum ist unser ständiger Begleiter. Unser treuer Freund und Helfer.
Du siehst: „Warum?“ ist eine mächtige Frage. Und das übrigens auch über das Thema Design hinaus. Wenn dich die Frage genauso interessiert wie mich, kann ich dir an dieser Stelle noch das Buch “Start with Why” von Simon Sinek empfehlen. Der Autor beleuchtet die so mächtige Frage hier aus unternehmerischer Sicht und erläutert aus seiner Sicht, warum man sich diese Frage immer wieder stellen sollte. Guter Lesetipp fürs neue Jahr.