Der Sprung ins Ungewisse
Seit 2017 habe ich als UI Designer für TorAlarm gearbeitet, Deutschlands schnellster Fußball-App. Eingestiegen als einziger Designer, ist das Team über die Zeit nach und nach gewachsen, auch das Design-Team ist etwas gewachsen und ich habe die Leitung dessen übernommen. Eine schöne Zeit, in der ich jede Menge gelernt habe und noch mehr Spaß hatte. Aber egal wie viel Spaß das Arbeiten mit dem Team gemacht hat (und das war sehr viel!), in mir drin ist der Wunsch nach dem nächsten Schritt immer weiter gewachsen. So lange, bis ich ihn nicht mehr unterdrücken konnte. Und mich entschieden habe, mich dem Wunsch hinzugeben und zu öffnen: Selbstständig zu arbeiten.
Erst bin ich in Teilzeit gegangen, um nebenbei mehr auf freier Basis zu arbeiten, bis ich dann im Juli 2022 den Schritt in die Vollzeit-Selbstständigkeit gegangen bin. Ein Schritt, von dem ich eigentlich schon immer geträumt habe, aber nicht wirklich gedacht hätte, dass ich jemals den Mut fassen würde, ihn auch zu gehen. Monatelange Überlegungen, Selbstzweifel und große Unsicherheit haben mich auf dem Weg der Entscheidungsfindung begleitet. Aber, um vorzugreifen: Bereut habe ich den Schritt bisher nie.
Die Umstellung? Gewöhnungsbedürftig.
Nach einer Phase des Abschieds vom Team nach fünf Jahren Zusammenarbeit hab ich erstmal einen einwöchigen Urlaub eingelegt, ehe ich zurück an den Schreibtisch gewandert bin – diesmal in meinem Homeoffice statt im Büro – und mir klar wurde, dass ich ab heute selbstständig arbeite. Und obwohl ich die ganzen Monate davor bereits in Teilzeit selbstständig war, war der Schritt, das nun in Vollzeit zu tun, gefühlt riesig. Alles war anders. Die Umstellung hab ich unterschätzt. Anfangs saß ich an meinem Schreibtisch, hab Aufgaben und Projekte abgearbeitet und irgendwie nie ganz realisiert, dass das jetzt mein Alltag ist. Anders als die Jahre zuvor, in denen ich auch gerne mal im Urlaub aus der Festanstellung an freien Projekte gearbeitet habe, kehre ich jetzt nicht mehr in das Büro zurück, in das ich die Jahre davor immer gefahren bin. Habe die Meetings, die mich die letzten Jahre wöchentlich begleitet haben, nicht mehr. Von jetzt an war ich mein eigener Chef. Musste meine eigenen Abläufe definieren. Ich habe einige Wochen gebraucht, um das wirklich zu realisieren – dass mein gesamter Alltag künftig anders aussah und nur darauf wartete, von mir gestaltet zu werden (bis heute übrigens).
Die große Angst vor der Beschäftigungslosigkeit
Neben der gefühlten Einsamkeit, plötzlich nicht mehr mit meinem mir so bekannten Team zu arbeiten, habe ich mehr und mehr realisiert, dass ich mich auf einem kleinen Ein-Mann-Floß auf das unruhige Business-Meer gewagt habe. Begleitet – wie es sich für so gewagte Trips gehört – von einem großen Gefühl der Sorge. Sorge, dass ich plötzlich ohne Auftrag dastehe. Dass Bestandskund*innen plötzlich entscheiden, die Zusammenarbeit zu beenden, Projekte abgebrochen werden oder was auch immer passieren mochte – und plötzlich kommt kein Geld mehr rein. Ich glaube, dass solche Ängste und Sorgen völlig normal sind und verwundert, dass mir solche Gedanken kommen, war ich auch nicht; dass eine solche Situation aber jetzt wirklich eintreten und meine Existenz bedrohen könnte, war schon etwas, an das ich mich gewöhnen musste. Auch wenn das nur ein theoretischer Gedanke war (und bis heute zum Glück ist). Ich musste lernen, mehr Vertrauen in meine Kenntnisse und Fähigkeiten zu haben und versuchen, mein Imposter-Syndrom beiseite zu schieben. Klingt so leicht, ist in der Praxis aber gar nicht so einfach. Auch etwas, an dem ich bis heute arbeite. Die Sorgen sind auch immer noch da, sind aber zum Glück weniger geworden. Man gewöhnt sich eben doch an alles.
Schöne Zusammenarbeiten und Kontakte
Dank meiner bestehenden Kontakte aus den letzten Jahren der Festanstellung und nebenberuflichen Selbstständigkeit hatte ich nahezu von Beginn an die Möglichkeit, mit tollen Menschen an spannenden Projekten arbeiten zu dürfen. Und so stumpf es klingt, haben die sich teilweise wirklich einfach so ergeben. All das, was mir über Jahre hinweg von Bekannten gesagt wurde, trat ein. Man startet als Freelancer, hat Angst, dass nichts reinkommt – und plötzlich ergeben sich Optionen, Chancen und Projekte. So hatte ich die Möglichkeit, in meinem ersten Freelance-Jahr mit tollen Startups, Unternehmen und Soloselbstständigen zu arbeiten und ihnen dabei helfen, ihren Onlineshop, ihre Websites oder sogar ihre Marken zu launchen.
Was mich an all dem besonders freut, ist, dass die meisten meiner Kund*innen auch heute noch mit mir zusammenarbeiten.
Habe ich den Schritt bereut?
Nein. Bereut habe ich den Schritt nie und werde ihn auch nie bereuen, selbst wenn es doch dazu kommen sollte, dass ich scheitere, warum auch immer. Allein dass ich mich getraut habe, meinen sicheren Job aufzugeben und an meinem eigenen Business zu arbeiten, ist etwas, auf das ich stolz bin. Ich komme aus einer Familie, in der Selbstständigkeit immer als große Unsicherheit betrachtet wurde und das hat mich sehr geprägt. Dass ich trotzdem irgendwann den Mut aufgebracht habe, meine Sorgen beiseitezuschieben und daran zu arbeiten, was ich wirklich möchte und wovon ich schon so lange geträumt habe, ist etwas, auf das ich stolz bin. Ungeachtet vom Ausgang. Und hey, aktuell läuft es besser als ich es erwartet hätte.
Und wie geht es jetzt weiter?
Mit genau dieser Frage beschäftige ich mich zurzeit. Wie geht es jetzt weiter? Welche Ziele möchte ich erreichen? Mit wem möchte ich woran arbeiten?
In der nächsten Zeit stehen ein paar spannende Projekte an, aber das wohl spannendste Projekt dürfte die Arbeit an meinem eigenen Business sein. Bin ich bisher nahezu unsichtbar gewesen, möchte ich vor allem an meiner Sichtbarkeit arbeiten. Ich möchte aktiver in den sozialen Netzwerken vertreten sein, mich stärker präsentieren und positionieren und so langfristig versuchen, zu wachsen und noch mehr nachhaltigen und sozialen Startups bei ihrem Wachstum unterstützen.
Meine langfristige Vision? Aus einem kleinen Team heraus arbeiten, zusammengeschlossen als kleines Design Studio, das mit Early Stage Startups zusammenarbeitet und jede*r Einzelne die Expertise und die Motivation mitbringt, guten Ideen beim Wachsen zu helfen.
Hab ich Angst vor dem Schritt des Wachsens? Absolut. Hab ich Lust auf den Schritt? Und wie.