Minimalismus im Design

Hast du schon mal „Weniger ist mehr“ gehört? Die Aussage ist aktueller denn je – Minimalismus liegt voll im Trend. Auch im Design.

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Fangen wir vorne an: Was ist Minimalismus?

Kurz zusammengefasst könnte man sagen, Minimalismus ist die Konzentration auf das Wesentliche, eine Art volle Fokussierung. Eine Abkehr vom zügellosen Konsum, Hinterfragen der eigenen Besitztümer und Lebensweisen. Angehende Minimalisten misten häufig radikal zuhause aus, begleitet unter anderem von Serien wie „Aufräumen mit Marie Kondo“, berühmt geworden mit ihrer legendären Frage „Does it spark joy?“.

Die Grundidee des Minimalismus ist es also, Achtsamkeit im Alltag zu schaffen und Besitztümer und Verhaltensweisen bewusst zu hinterfragen, um so den Fokus zu schärfen.

Und was hat das mit Design zu tun?

Du fragst dich jetzt vielleicht: Achtsamkeit schön und gut, aber was bitte hat das mit Design zu tun? Nun, eine ganze Menge. Ich hole mal etwas weiter aus.

Es gibt von Grund auf verschiedene Design-Stile und -Bewegungen. Immer wieder kommen die verschiedensten Design-Trends auf. Viele spielen mit massenweise Formen und Farben, andere mit überdominanter Typografie, großflächigen, nach Aufmerksamkeit schreienden Bildern – und dann gibt es da noch die Stilbewegung des Minimalismus. Hier wird jedes Element einzeln hinterfragt mit dem Ziel, die eigene Gestaltung auf das zu reduzieren, was für den Charakter, die Aussage und das Ziel am Wichtigsten ist. Alles unnötige wird entfernt.

Fokussiert und mit klarer Botschaft: Minimalistische Designs sind einfach zu verstehen und bedienen.

Während manche Design-Stile mit bewusstem Stilbruch und einer dominanten, den Nutzer häufig schon fast überfordernden Gestaltung spielen, konzentriert sich Minimalismus voll auf das Wesentliche. Ist ein Interface bewusst gestaltet worden und alles Unnötige hinterfragt worden, entsteht so eine Nutzeroberfläche, die einfach zu bedienen ist – Stichwort User Experience. Potentielle Missverständnisse wurden im Designprozess bereits identifiziert und optimiert, umgestaltet oder eben komplett entfernt. Der*die Nutzer*in kann nun also im Endprodukt einfach interagieren, das Interface ist intuitiv, weil nichts ablenkt. Das kann auch bedeuten, dass Funktionen, die vielleicht aus einer netten Idee entstammen, aber vom eigentlichen Ziel abgelenkt haben, entfernt wurden.

Designstil Minimalismus – ist das nicht einfach zu produzieren?

Um es kurz zu machen: Nein.

Die Kunst ist, sich während der Konzeptionsphase einer digitalen Oberfläche genau zu überlegen, welche Optionen in einem Interface möglich sein sollen. Eine ausgiebige Vorarbeit ist hierbei enorm wichtig. Welche Aktion soll ausgeführt werden? Welche Optionen sollen Nutzer*innen haben? Wer ist der*die Nutzer*in – und wie technisch versiert ist er oder sie? Was ist wirklich wichtig, was kann weggelassen werden? Diese Elemente gilt es dann in einer schlichten Oberfläche optisch ansprechend in Szene zu setzen.

Was einfach klingt, ist es in der Praxis oft nicht. Werden Buttons falsch positioniert, falsch gestaltet oder sogar fälschlicherweise entfernt, kann die User Experience darunter massiv leiden. Research und Testing sind hierfür oft unerlässlich – nicht selten stimmen zuvor aufgestellte Hypothesen mit den Erwartungen und Verhalten der wirklichen Endnutzer*innen nicht überein.

Du merkst vielleicht: Auch mit minimalistischen Designs ist eine Menge Arbeit verbunden. Wird es falsch umgesetzt, leidet die UX und damit auch das Ansehen der Marke. Um das zu vermeiden, ist eine ausgiebige Vorarbeit notwendig.

Beispiele gefällig? Diese Marken sind für ihre klaren Designs berühmt!

Um jetzt mal mit klaren, konkreten Beispielen zu arbeiten, möchte ich dir mal zwei Marken präsentieren, die für ihr minimalistisches Design bekannt sind.

Braun

Bestimmt hast du schon mal Produkte von Braun benutzt. Das deutsche Unternehmen mit Hauptsitz in Kronberg im Taunus hat mit seinen klaren und fokussierten Designs weltweite Bekanntheit erlangt.

„Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.“

– Dieter Rams

Design-Ikone Dieter Rams war lange Zeit „Leiter der Formgebung“ für den Konzern und hat so nicht wenige Produkte maßgeblich mit beeinflusst. Rams ist unter anderem Autor von Büchern wie „So wenig Design wie möglich“ und „Weniger, aber besser“, seine „10 Thesen für gutes Design“ gelten auch heute noch, mehr als 40 Jahre nach Erstveröffentlichung, als eine Art Leitbild für viele Designer*innen. Seine gestalteten Produkte sind nicht nur ikonisch und werden heute noch für viel Geld verkauft, sondern dienten auch als Inspiration für viele Designer*innen. Einfaches Beispiel: Die von uns allen genutzte Taschenrechner-App auf dem iPhone ist an den Braun-Taschenrechner angelehnt und hat dessen Design einfach in die digitale Welt adaptiert. Und auch an anderen Stellen im Apple-Kosmos findet man Gestaltung, die an Rams erinnert.

Apple

Wo wir schon mal bei Apple sind, lass uns auch über dieses aufstrebende Tech-Startup sprechen. Okay, zugegeben, etwas größer ist das Unternehmen mittlerweile schon: Mit seinem minimalistischen Hard- und Software-Design ist Apple mittlerweile zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen (Stand 2021, Quelle: industrie.de).

Dank gewagter Design-Entscheidungen wurde Apple mehrfach zum Trendsetter. Anfangs wurden die Änderungen häufig kritisch beäugt, wie beispielsweise das Entfernen des Homebuttons mit Einführung des iPhone X, dem Entfernen der optischen Laufwerke in seinen MacBooks oder dem Entfernen des Kopfhöreranschlusses. Apple hat die technische Entwicklung im Auge behalten, sondiert und entsprechend agiert. Komponenten, die aus Apples Sicht nicht mehr relevant waren, wurden entfernt, das Design ihrer Produkte so noch schlichter. Die Konkurrenz verspottete sie hierfür nicht selten – und folgte kurz danach der Richtung Apples.

Also steht Design-Minimalismus für erfolgreiches Design?

Die Aussage wäre sehr verkürzt und verallgemeinert, pauschale Aussagen lassen sich nicht treffen. So einfach ist das leider nicht. Aber: Firmen, die Wert auf Minimalismus legen, haben den Vorteil, dass sie sich ihrer Produkte und Dienstleistungen bewusst sein müssen. Um wirklich zu wissen, wie weit man seine Produkte – ob digitale oder analoge Oberflächen – simplifizieren kann, muss man erst einmal wissen, wer die Zielgruppe ist, wie diese mit dem Produkt interagiert und ein klares Bewusstsein darüber haben, wie das Produkt überhaupt genutzt werden soll. Auch das Gefühl während der Benutzung spielt hier eine wichtige Rolle.

Minimalismus umzusetzen ist nicht einfach und ist mit jeder Menge Arbeit verbunden. Richtig angewandt kann es aber dafür sorgen, dass die Produkte schlicht, elegant und einfach bedienbar sind. Und wer hätte seine Produkte nicht gern mit diesen Adjektiven assoziiert?

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